„Der erste Schritt beim Lernen ist die Liebe zum Lehrer, und im Verlauf der Zeit wird es gewiss geschehen, dass der Knabe, welcher die Wissenschaften um des Meisters willen zu lieben begonnen hatte, später an dem Meister um der Wissenschaft willen hängt. Denn so wie uns Geschenke meistens und gerade darum sehr lieb sind, weil sie von denjenigen herkommen, die uns besonders teuer sind, empfehlen sich auch die Wissenschaften denjenigen, welchen sie nach ihrem eigenen Urteile noch gar nicht gefallen können, durch die Zuneigung zum Lehrer. Ganz richtig hat darum Isokrates gesagt: „Am meisten lernt der, der gerne lernt“; man lernt aber gerne von denjenigen, die man lieb hat. Es gibt aber einige (Lehrer) von so unliebenswürdigem Wesen, das nicht einmal ihre Frauen sie gerne zu haben vermögen: sie zeigen ein grimmiges Gesicht, ein finsteres Gebaren; sie scheinen voll Zorn, selbst wenn sie gnädig aufgelegt sind; sie können nicht gefällig sprechen, nicht den Lachenden freundlich begegnen. Man könnte wohl meinen, dass sie unter einem unfreundlichen Sterne geboren worden seien.“
(Erasmus von Rotterdam (1469-1536), Humanist)